Holsteinisches Idiotikon – gar nicht idiotisch

idiotikon_1 Bei diesem Fundstück aus dem Internet handelt es sich, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte, weder um etwas Schwachsinniges noch etwas Bödes. Zur Erklärung des Wortes Idiotikon bemühen wir mal wieder wikipedia:

Ein Idiotikon ist ein Wörterbuch, das mundartliche, dialektale, ferner auch soziolektale oder fachsprachliche Ausdrücke erläutert, mithin in der Regel ein Mundart- oder Regionalismenwörterbuch. Der Begriff stammt aus dem 18. Jahrhundert, war aber schon im 19. wieder veraltet. Etymologisch geht das Wort auf griech. idios ‚abgesondert, eigen, privat‘ zurück; ein Idiotikon ist also ein ‚Verzeichnis der einer gewissen Landschaft eigenen [und deshalb erklärungsbedürftigen] Ausdrücke‘. Die Meinung, das Wort gehe auf griech. idiotes ‚privat, ungelehrt, laienhaft‘, Idiom ‚Sprache, Dialekt‘ sowie Idiot in seiner früheren Bedeutung ‚Ungebildeter, Mann aus dem Volke‘ zurück und bedeute somit „Wörterbuch der Volkssprache“, ist unzutreffend.

Beim Holsteinischen Idiotikon handelt es sich also um eine Art Mundartwörterbuch in 4 Bänden mit etwas mehr als 1500 Seiten . Es beschäftigt sich mit der plattdeutschen Sprache und wurde um 1800 von dem Hamburger Juristen Johann Friedrich Schütze herausgegeben. Der genaue Titel lautet:

Holsteinisches Idiotikon, ein Beitrag zur Volkssittengeschichte; oder Sammlung plattdeutscher, alter und neugebildeter Worte, Wortformen, Redensarten, Volkswitzes, Sprichwörter, Spruchreime, Wiegenlieder, Anekdoten und aus dem Sprachschatze erklärter Sitten, Gebräuche, Spiele, Feste der alten und neuen Holsteiner.

Und das Interessante dabei ist: Es gibt ein kostenloses Faksimile dieses alten Buches bei Google books. Auf dieser Seite kann man das Buch entweder online lesen oder es sich im pdf-Format (ca. 60 MB) herunterladen.

Hier einige Beispielseiten:

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Nicht verschwiegen werden soll allerdings, dass es einige Seiten gibt, die schwierig zu entziffern sind.  Es handelt sich eben um die Kopie eines sehr alten Originals. Dafür ist es aber laut Google frei von Copyrights.

Hinweis:
Es gibt im Internet auf der Seite deutsch-plattdeutsch.de übrigens ein Projekt zur Abschrift des Holsteinischen Idiotikon. Unter diesem Link können sich Freiwillige eintragen, die eine oder mehrere Seiten des Buches in Maschinenschrift übertragen wollen. Die bereits übertragenen Seiten kann man sich dort ebenfalls ansehen.

Und wer lieber plattdeutsch sprechen anstatt lesen will, für den bietet die Amtsvolkshochschule Süderbrarup ab dem kommenden Montag, dem  5. September einen Plattdeutsch-Kurs an.

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