Meister Erichsen malt Petri Fischzug

In einem der ersten Bilderrätsel vor mehr als einem Jahr ging es um „Haus der Gemeinschaft in der Landeskirche“, kurz Vereinshaus, in der Schleswiger Straße 11. Auf dem Foto, das den großen Saal dieses Hauses zeigte, war ein großes Wandgemälde zu sehen. In einem Kommentar schrieb damals

Horst Hennings:

Das Bild im Saal des Vereinshauses ist ein Bibelbild und stellt Petri Fischzug dar. Es wurde damals von Maler Erichsen gemalt. Er wohnte damals in dem Haus Schleswiger Str. 19 gegen über vom Arbeitsamt. Das Bild ist ja leider nicht mehr vorhanden, es wurde beim Umbau übergemalt.Ich kenne es aber noch und habe es als Junge immer bewundert. Mein Vater und Großvater haben Heini und mir erzählt wer es gemalt hat. Nachdem ich das Bild jetzt wiedergesehen habe ist es mir wieder eingefallen.

Jetzt habe ich einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1951 gefunden, der sich mit dieser Arbeit von Meister Erichsen beschäftigt:

In Athen fand er die gleichen Farben
Meister Erichsens „Petri Fischzug“ in Süderbraruper Gemeinschaftssaal

Es war in den 80er Jahren, als ein aus dem Kriege 1870/71 nach Lindaumühlenholz heimgekehrter Soldat zwischen seinen Stiefelsohlen ein Traktat fand. Dieses Traktat war der Anlaß zur Gründung des ersten Gemeinschaftsvereins in der Landschaft Angeln. Bald darauf wurde auch in Süderbrarup eine Tochtergemeinschaft gebildet, die sich im Jahre 1910 ein eigenes Gemeinschaftshaus an der Schleswiger Straße erbaute.

vereinshaus_ak Etwa 20 Familien, die im Jahre 1910 der Gemeinschaft angehörten, hatten im Sommer unter großen Opfern auf dem von Johannes Friedrich Carstensen geschenkten Bauplatz ihr neues Gemeinschaftshaus im Rohbau fertiggestellt. Die Malerarbeiten waren dem damals 32jährigen Malermeister Erichsen übertragen worden.

Erichsen war im  Jahre 1906 aus Sörup nach Süderbrarup gezogen und hatte hier ein Malergeschäft eröffnet. Durch seine hervorragenden Deckenmalereien, die er als erste Arbeit im Ort beim damaligen Uhrmacher Thomsen (jetzt Hoeck) ausführte, war der Meister aufgefallen. Auch seine Oelbilder, meist Landschaften und Blumenstücke, wurden gerne gekauft und bewiesen sein Können.

fischzug So erhielt er von der Gemeinschaft den Auftrag, ein großes Wandgemälde im neuen Gemeinschaftssaal zu malen. Ursprünglich wollte man den Sohn des bekannten Rektors Hinrichsen, der Kunstmaler war, damit beauftragen. Für ein Gemälde „Einzug in Jerusalem“ forderte er jedoch eintausend Goldmark. Das war für die kleine Gemeinde jedoch ein unerschwinglicher Preis und so erhielt der Dekorationsmaler Erichsen den Auftrag, für 200 Goldmark, die er später in 10 böanken Goldstücken ausbezahlt erhielt, Petri Fischzug nach einem Öelgemälde von Schraudolph zu malen.

Als Vorlage diente ihm lediglich eine Postkarte ohne Farbendruck. In 10 Tagen stellte Meister Erichsen das Gemälde, in dem er die Personen in Lebensgröße malte, fertig. Die Farben, Oeltubenfarben, mußte er selbst komponieren. Diese Komposition gelang ihm gut und er war erstaunt, als er im ersten Weltkrieg als Soldat in Athen in der Frauenklinik das gleiche Gemälde von einem Kunstmaler gemalt, in den gleichen Farbtönen sah, die er ausgemacht hatte.

wandgemaelde Da Meister Erichsen tagsüber bei seiner Arbeit von Neugierigen umlagert war, wählte er die späten Abendstunden für seine Tätigkeit. Von 9 Uhr abends bis zum Dunkelwerden und vom ersten Morgengrauen bis zum normalen Arbeitsbeginn schaffte er an dem Gemälde. Und es wurde eine gute Arbeit. Heute, nach 41 Jahren, sind die Farben noch erstaunlich frisch und leuchtend.

Malermeister Erichsen ist jetzt 72 Jahre alt aber noch rüstig und tatkräftig. Trotz seines Alters findet er vor lauter Aufträgen noch nicht die Zeit, sich seiner Lieblingsbeschäftigung, der Bildermalerei, zu widmen. Während er seit Jahren Gemälde für die Tombola des hiesigen Weihnachtsbasars schuf, konnte er beim letzten Basar nicht einmal diesen Auftrag ausführen.

Sein Wandgemälde Petri Fischzug ist verwachsen mit der Geschichte der Gemeinschaft Süderbrarup, die inzwischen auf 130 Mitglieder angewachsen ist.

In der Zeit vom 4. bis 7. Mai hält die Gemeinschaft in Süderbrarup ihre Angler Glaubenskonferenz ab. Wenn dann die vielen Brüder und Schwestern im Gemeindesaal ihre Andachtstunden abhalten, wird ihr Blick auf dem Gemälde des Malers Erichsen ruhen und dieser Amblick wird ihre Erbauung noch steigern, die sie bei den Worten ihrer Prediger empfinden.

 

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