In der Lokalpresse vor 60 Jahren – 23. Juni 1952

Dieser Zeitungsbericht aus dem Juni 1952 passt ganz gut, weil ich neues Kindergilde-Bild habe, das aus dieser Zeit stammen könnte. Außerdem ist das Foto des Kindergilde-Umzugs mit Heini Hennings als Fahnenträger wohl auch aus dem Jahre 1952.

Hier jetzt der Artikel:


„Aprilwetter“ zur Kindergilde

Blitz, Donner und Regengüsse waren – zumindest am Vormittag – die Attribute der diesjährigen Kindergilde. Nur ab und zu lugte durch die dunklen Wolken ein Sonnenstrahl, als wollte er etwas von dem buntbewegten Bild auf dem Marktplatz erhaschen. Aus technischen Gründen mußten einige der Wettspiele am Vormittag im Freien stattfinden, während der größte Teil der Schulklassen unter Dach und Fach (in die Volksschule bzw. in die Turnhalle) geflüchtet war. Überall ging es darum, unter der Leitung der Lehrkräfte die Geschicklichkeit in irgendeiner Form, beispielsweise beim Ringstechen, Kugelschieben, Ball- und Keulenwerfen, zu erproben und nach Möglichkeit mit dem ersten Preis bedacht zu werden. Denn die jeweiligen Klassenkönige und -königinnen durften sich von den vielen netten Geschenken immer das schönste aussuchen, sei es einen hübschen Kleiderstoff, ein praktisches Etui mit Schreibutensilien oder anderes mehr.

kigi_1950_1 Die Schüler und Schülerinnen der oberen Klassen trugen ihre Wettkämpfe wacker bei Regen auf dem Marktplatz aus, die Jungen beim Vogelschießen und die Mädchen beim Cricket-Spiel. Der jugendliche Eifer überwand schließlich das Unbehagen infolge des schlechten Wetters, kam es doch hier darauf an, das Königspaar 1952 zu ermitteln, was natürlich unter großer Spannung und begleitet von entsprechenden Begeisterungsausbrüchen geschah. Königin wurde Gerda Leimanzik (8. Klasse) und König Wolfgang Femerling (Mittelschule). Das am Vormittag vorgesehene Platzkonzert der Kapelle Torner wurde aus „meteorologischen“ Gründen in einen Raum der Volksschule  verlegt.

Mit Hangen und Bangen sah man dem traditionellen Festzug entgegen, ob Petrus angesichts der duftigen Sommerkleidchen ein Einsehen haben würde. Nun, er hatte es. Der nächste stärkere Regenguß kam erst, als die Kinder schon in den beiden großen Sälen des Ortes angelangt waren. Ein reizendes Bild hatte sich den Straßenpassanten geboten, als sich der Kinderzug mit den vielen leuchtenden Blumenbügeln durch den mit bunten Wimpeln geschmückten Ort bewegte, nachdem das Königspaar feierlich vom Hof des Bauern Erichsen abgeholt worden war und den reichgeschmückten Wagen – von Bauer Thomsen aus der Kappelner Straße gefahren – bestiegen hatte. Am Marktplatz, dem Ausgangs- und Endpunkt des gemeinsamen Umzuges, hatte man sich in zwei Gruppen geteilt. Die eine (5. bis 9. Schuljahr) passierte die Kappelner Straße und kehrte dann in Wendts Tivoli ein, während die andere (1. bis 4. Schuljahr) in den Angler Hof ging.

kigi_302 Bis zum Abend herrschte in beiden Sälen ein fröhliches Treiben. Die Kinder wurden mit Kaffee und Kuchen, den dankenswerterweise die Bevölkerung gespendet hatte, bewirtet und hatten vor allem ihre Freude am Tanzen, zu dem die Kapellen Torner und Hansen aufspielten. Turnvorführungen und Volkstänze schufen eine nette Abwechslung. Rektor Jeß dankte in einer Schlußansprache allen denen, die durch ihre Opferbereitschaft zum Gelingen dieses eng mit dem Brauchtum des Landes verbundenen Festes beigetragen haben. Mit dem Schleswig-Holstein-Lied klang der Tag aus.


Wenn man das so liest, fragt man sich: Haben die Kinder 1952 wirklich schon Kaffee zum Kuchen getrunken ? Und was war an den damaligen Kindern so anders als in meiner Grundschulzeit, dass sie am Tanzen so viel Freude hatten.  Zu meiner Zeit war das –  jedenfalls bei uns Jungs – nicht der Fall und die meisten versuchten irgendwie, sich davor zu drücken.

Dietmar Nisch:

Kaffee gab es wirklich für die Kinder als Kaffee-Ersatz, auch „Muckefuck“ genannt. Und auch Erwachsene tranken Bohnenkaffee oft nur dann mit, wenn Besuch erschienen ist. Hätte gerne gewusst, wieviel Stunden man damals arbeiten musste, um sich 1 Pfund Kaffee-Bohnen leisten zu können. Manche rösteten sich in einer Bratpfanne auch selber die Roggen-Körner und mahlten diese dann.

…ich lese gerade unter http://www.zeit.de/1952/23/zuviel-kaffeesteuer-zuwenig-export. Demnach hatten 1951 1 Pfund Kaffeebohnen 18,–DM gekostet; 1952 noch 16,–DM. Wenn es schon bei Dechow abgezählte Nägel und Schrauben gab, wüsste ich nicht, ob es beim Kaufmann Kählert auch Kaffeebohnen abgezählt gab. Jedenfalls hatte man damals nicht Stunden für 1 Pfund Kaffee arbeiten müssen, sondern 2 Tage bis 4 Tage.

…..nein, nicht Kählert hieß der Kaufmann, sondern Köhler in der Bahnhofstraße.

……auf den Namen Köhler bin ich gekommen, weil er etwas später seine junge „Köhler-Liesel“ geheiratet hat. Übrigens, dieses schöne Lied gehörte auch zum Repertoiar des Harmonika-Clubs-Süderbrarup.

MfG DN.

Nach diesem etwas längeren Monolog von Dietmar Nisch frage ich mich, wo denn der gute Herr Köhler mit seiner „Köhlerliesel“ seinen Laden in der Bahnhofstraße hatte. 😉

Dietmar Nisch:

Hallo, Herr Köhler hatte seinen Laden rechts neben dem Radio-Händler Meyer-Stüve sowie links an der Wand zum Zigarren-Händler mit einem kleinen Laden. Er wohnte mit seiner Köhler-Liesel unterm Dach eines Einzel-Häuschen in der Großen-Straße rechts neben einem Schuhgeschäft. Dieses befand sich wiederum am Straßenbogen zur Bahnhofstraße und links befand sich der kleine Laden besagtem Zigarren-Händler. Herr Köhler zog später mit seiner Köhler-Liesel nach Kappeln und eröffnete dort einen Laden. Der Sohn von Herrn Köhler lernte bzw. arbeitete beim Elektro-Meister Giesche. Mit freundlichen Grüßen Dietmar.

Stimmt. Das Süderbraruper Adressbuch von 1954 sagt: Köhler, Heinrich, Kaufmann, Bahnhofstr. 2.

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5 Antworten zu In der Lokalpresse vor 60 Jahren – 23. Juni 1952

  1. Dietmar Nisch sagt:

    Hallo, Herr Köhler hatte seinen Laden rechts neben dem Radio-Händler Meyer-Stüve sowie links an der Wand zum Zigarren-Händler mit einem kleinen Laden. Er wohnte mit seiner Köhler-Liesel unterm Dach eines Einzel-Häuschen in der Großen-Straße rechts neben einem Schuhgeschäft. Dieses befand sich wiederum am Straßenbogen zur Bahnhofstraße und links befand sich der kleine Laden besagtem Zigarren-Händler. Herr Köhler zog später mit seiner Köhler-Liesel nach Kappeln und eröffnete dort einen Laden. Der Sohn von Herrn Köhler lernte bzw. arbeitete beim Elektro-Meister Giesche. Mit freundlichen Grüßen Dietmar.

  2. Dietmar Nisch sagt:

    Kaffee gab es wirklich für die Kinder als Kaffee-Ersatz, auch „Muckefuck“ genannt. Und auch Erwachsene tranken Bohnenkaffee oft nur dann mit, wenn Besuch erschienen ist. Hätte gerne gewusst, wieviel Stunden man damals arbeiten musste, um sich 1 Pfund Kaffee-Bohnen leisten zu können. Manche rösteten sich in einer Bratpfanne auch selber die Roggen-Körner und mahlten diese dann. Gruß Dietmar.

    • Dietmar Nisch sagt:

      …ich lese gerade unter http://www.zeit.de/1952/23/zuviel-kaffeesteuer-zuwenig-export. Demnach hatten 1951 1 Pfund Kaffeebohnen 18,–DM gekostet; 1952 noch 16,–DM. Wenn es schon bei Dechow abgezählte Nägel und Schrauben gab, wüsste ich nicht, ob es beim Kaufmann Kählert auch Kaffeebohnen abgezählt gab. Jedenfalls hatte man damals nicht Stunden für 1 Pfund Kaffee arbeiten müssen, sondern 2 Tage bis 4 Tage. Gruß Dietmar.

      • Dietmar Nisch sagt:

        …..nein, nicht Kählert hieß der Kaufmann, sondern Köhler in der Bahnhofstraße. MfG DN.

        • Dietmar Nisch sagt:

          ……auf den Namen Köhler bin ich gekommen, weil er etwas später seine junge „Köhler-Liesel“ geheiratet hat. Übrigens, dieses schöne Lied gehörte auch zum Repertoiar des Harmonika-Clubs-Süderbrarup. MfG DN.

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