Wie war das eigentlich früher mit dem Wasser ?

wwerk_01 Das Bilderrätsel mit dem ausgetrockneten Thorsberg-See gab den Anstoß zu diesem Artikel.
Selbst bei solch einer Trockenheit, die – wie auf den Fotos des Rätsels zu sehen – den Thorsberg trockenlegt, sind wir es gewohnt, dass in unseren Wohnungen stets das Wasser aus der Leitung fließt. Dafür sorgt seit 1961/62 das gemeindeeigene Wasserwerk im Heidbergweg mit seinen mehrere Kilometer langen Versorgungsleitungen.

Doch wie war es eigentlich, als es das Wasserwerk noch nicht gab ? Ich will das mal anhand unseres Hauses, das meine Eltern 1955/56 bauten, beschreiben.

wwerk_02 Nach dem Erwerb des Grundstücks (für heute kaum glaubliche 50 Pfennige pro Quadratmeter), ging es zunächst darum, die Wasserversorgung sicherzustellen, denn während der Bauarbeiten wird reichlich Wasser benötigt.

wwerk_03 So machten wir uns denn eines Sonntags vormittags im Frühjahr 1955 auf zu unserem neu erworbenen Grundstück. Hier wartete schon unser zukünftiger Nachbar Theodor Paulsen (der Großvater von Malermeister Heinz Paulsen) auf uns. Der alte Herr Paulsen war Wünschelrutengänger und sollte mit seiner Weiden-Wünschelrute eine Wasserader auf unserem Grundstück aufspüren. wwerk_04 Mein Vater und ich sahen Herrn Paulsen gespannt zu, wie er auf dem Grundstück auf- und abging und schließlich eine Stelle markierte. Hier sollte also unser Brunnen entstehen. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder weise Voraussicht – jedenfalls lag die markierte Stelle in günstiger Entfernung zu unserem zukünftigen Keller.

wwerk_05 Kurze Zeit später wurden dann die Brunnenringe aus Beton geliefert und die Brunnenbauer (ich glaube von der Firma Berendsen) rückten an. Ich erinnere mich noch an Herrn Wedemeier aus der Bahnhofstraße, der – für Männer damals ungewöhnlich – einen Ohrring trug, was angeblich etwas mit seinem Beruf zu tun hatte. wwerk_06 Der Brunnen wurde nicht etwa mit einem Bohrgerät gebohrt, sondern gegraben. Über dem zukünftigen Brunnen war ein Eisengestell mit einer Winde aufgebaut und Herr Wedemeier grub sich langsam aber sicher in die Tiefe, wobei die Erde mit Hilfe von Eimern und Seilwinde nach oben befördert wurde. So wuchs der Sandhaufen neben dem Brunnen im Laufe der Tage immer weiter und die Brunnenringe wurden weniger.

wwerk_07 Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte – jedoch wurden aus den ursprünglich geplanten neun Meter Tiefe schließlich zwölf Meter, bis ausreichend Grundwasser vorhanden war. Ob das nun den übersinnlichen Kräften des Wünschelrutengängers zu verdanken war, oder ob man in dieser Tiefe in Süderbrarup überall auf Grundwasser stößt, war uns egal. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die ursprünglich veranschlagten 400 Mark für den Brunnenbau letztendlich ausreichten; auf jeden Fall war jetzt das Wasser für den Bau da.

wwerk_08 Nach Fertigstellung des Hauses wurde der  Brunnen später mittels Rohrleitungen mit dem mit einer elektrischen Pumpe versehenen Wasserkessel in unserem Keller verbunden, von wo aus das ganze Haus mit fließendem Wasser versorgt wurde. Allerdings gab es nur kaltes Wasser an den Wasserhähnen. Warmes Wasser wurde damals entweder zum Wäschewaschen in der kleinen Waschküche in einem  Waschkessel mit Kohlefeuerung oder aber zum Baden mit Hilfe eines beheizbaren kupferfarbenen Badeofens mit Wasserspeicher erzeugt.

Selbst dieser zwölf Meter tiefe Hausbrunnen hatte jedoch in heißen und trockenen Sommern Probleme, genügend Wasser zu liefern. So waren wir froh, als schließlich auch unsere Straße an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen wurde.

So weit ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit. Leider gibt es dazu keine Fotos – deshalb ersatzweise einige Bilder aus dem „Innenleben“ unseres Wasserwerks.

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