Süderbraruper Originale

Ich dachte mir, es sei einmal an der Zeit, einen Artikel über Süderbraruper Originale zu machen. Aber was sind Originale? Ich definiere es für diesen Artikel mal so:

Ein Süderbraruper Original ist jemand, den viele Süderbraruper kennen (kannten), obwohl er ihnen persönlich eigentlich gar nicht bekannt ist (war), und zwar nicht deshalb, weil er ein besonderes Amt bekleidet(e), sondern weil er durch Aussehen, Verhalten oder Lebensumstände zu einer gewissen Bekanntheit gelangt ist.

Der augenblickliche Stand dieses Artikels soll nur ein Anfang sein. Jeder kann daran mitwirken, ob durch Vorschläge zu weiteren Personen, Bilder oder Anekdoten über die Originale. Noch lebende Personen schließe ich erst einmal aus, da ich nicht weiß, wie sie zu einer Nennung hier stehen würden. Außerdem behalte ich mir eine gewisse Zensur von Beiträgen vor, um die Persönlichkeitsrechte der hier erwähnten Personen zu wahren.

So, genug der einleitenden Worte – los geht’s. Die Reihenfolge, in der die Personen hier genannt werden ist rein willkürlich (wie sie mir gerade einfielen). Beginnen will ich mit einigen, die hier schon einmal genannt wurden.


rahn-1961 Dietrich Rahn, den meisten nur unter seinem Nachnamen bekannt, lebte im damaligen Flüchtlingslager in der Schleswiger Straße in verschiedenen Wohnwagen umgeben von allerlei nahezu schrottreifen Fahrzeugen und Ersatzteilen. Wo er her kam blieb den meisten genauso ein Geheimnis wie sein Verbleib. Etwas mehr über Rahn ist im Artikel „Lagerleute“ zu finden.

Franz Brandt betrieb zusammen mit seiner Frau Selma ein Fuhrunternehmen in der Bahnhofstraße. Zunächst mit einem Pferdegespann, später auch mit einem mehr oder weniger verbeulten Tempo Matador Lastwagen transportierte er Kohlen und war viele Jahre die Süderbraruper Müllabfuhr. Auf dem Lastwagen stand laut Karl Pusch der Spruch „Brauchst du Kies, brauchst du Sand, rufe 666 Franz Brandt“.

m_mamsen Martin Mamsen, der Milchmann, versorgte viele  Jahre die Süderbraruper Einwohner mit frischen Milchprodukten. Bekannt war er vor allen Dingen durch seinen von einem Pferd gezogenen Milchwagen. Er hatte aber auch ein Milchgeschäft in der Schleswiger Straße. Mehr über den Milchmann Mamsen ist in diesem Artikel  zu lesen.

Hermann Beyer war vielen Süderbrarupern bekannt, weil er ruhelos und unermüdlich durch die Straßen des Ortes und der Umgebung lief. Beyer, der wohl irgendein Nervenleiden hatte, trug dabei meistens eine Art grüner Lodenjacke und eine Schiffermütze, die aber oft in der Hand hielt, während er einen Arm beim Gehen hin und her schwenkte.

„Oma Kugel“ (die wohl eigentlich Kugler hieß) war eine freundliche ältere Dame die man oft mit ihrem Fahrrad und einer Einkaufstasche durch das Dorf fahren sah. Sie trug eine Brille mit kreisrunden Gläsern und obwohl wir eigentlich nichts über sie wussten, war sie für uns Kinder damals ein Begriff. Man sah sie auch öfter mit ihrer Tochter im Zentrum Süderbrarups, wo sie Zeitschriften der Zeugen Jehovas anbot.

suederraetsel_2 Walter Boysen (den hatten wir schon mal in einem Süder-Rätsel) hatte früher den Tabakwaren- und Zeitschriftenladen in der Großen Straße Nr. 21. Er war – wie Horst Hennings schreibt – wegen seines markanten Gesichts unter alten Süderbrarupern auch als „Walter Plattschnut“ bekannt.

Columbo – mit richtigem Namen Erwin Möller – kam aus Norderbrarup / Flarupstraße. Er war lange Zeit als „Aushilfs-Hoteldiener“ im Angler Hof beschäftigt. Wahrscheinlich erfolgte seine Entlohnung in Naturalien, da man ihn des öfteren sah, wie er auf dem Nachhauseweg mit seinem Fahrrad kämpfte, um sich und sein Gefährt heil nach Hause zu manövrieren.

suederraetsel_331a Frau Clausen, die Haushälterin von Doktor Lorenzen in der Bismarckstraße, auch wegen ihrer auffällig farbenfrohen Kleidung als „Rotkäppchen“ bekannt. Sie war sehr um die Reinlichkeit auf Süderbrarups Straßen besorgt und man sah sie oft Unrat aufsammelnd ihre Runde durch das Dorf machen. Vom Bürgermeister wurde sie sogar mit einem „Müllgreifer“ für ihre Bemühungen ausgezeichnet.

Kaugummi nannten wir Schulkinder einen kleinen älteren Herren, der bei der Firma J.Fr. Carstensen arbeitete und eigentlich v. Ruzicki oder ähnlich hieß. Wenn wir Kinder seinen Spitznamen riefen, wurde er fuchsteufelwild und wir sahen zu, dass wir so schnell wie möglich aus seiner Reichweite verschwanden.

schuster_lorenz Walter Lorenz – der taubstumme Herr Lorenz wohnte lange Jahre in der Schleswiger Straße 13. Ursprünglich war er Schuster, er arbeitete später als Helfer in der Süderbraruper Meierei.

Goofy – hieß eigentlich Franz W. – und war in ähnlicher Funktion wie Columbo beim Angler Hof beim Autohaus Schmidt in der Kappelner Straße tätig. Man sah ihn immer freundlich lächeln, wenn er die Wege rund um das Autohaus reinigte. Nur seine Handzeichen – besonders wenn er jungen Mädchen nachschaute – waren für einige Leute etwas verwirrend oder sogar zweideutig. In der ersten Zeit hatte Goofy noch ein Moped, mit dem er – wenn man seinen gestenreichen Erzählungen glauben konnte, das Flensburger Nachtleben unsicher machte.

Hans Doktor (Dr. Lorenzen) aus der Bismarckstraße fiel einem besonders im Straßenverkehr auf. Mit seinem alten Mercedes fuhr er mit einem derartigen Tempo über die Straßen Angelns, dass er Gefahr lief, von Radfahrern überholt zu werden.

„Fiete“ (Friedrich) Jacobsen – war Landwirt in der Westenstraße. Als Mitbewohner der Westenstraße sah man ihn auch im tiefsten Winter ohne Socken in seinen Holzpantinen mit seinem Fahrrad die Straße entlangfahren, oft schwankend, weil er an seinem Lenker eine Milchkanne transportierte oder auf der Rückfahrt die Pause in der Börse länger als geplant gewesen war.

Johannes „Jippe“ Jepsen - wohnte im Heidbergweg und war von 1928 bis 1970 Briefträger in Süderbrarup. Er fuhr stets hoch aufgerichtet auf seinem Postfahrrad. Uns Kindern kam er immer ein bisschen wunderlich vor, weil wir seine Späße nicht richtig verstanden. Später als Heranwachsende waren wir oft vor ihm auf der Flucht, wenn er entdeckte, dass wir in dem ihm gehörenden Teich am Heidberg angeln wollten.

bohne Bohne kennt wohl fast jeder Süderbraruper. Etwas Aktuelles über ihn zu schreiben, verbietet die Höflichkeit. Deshalb eine Anekdote aus seiner Jugend. Bohne hatte noch Knaller von Sylvester übrig, die er in einer Zigarrenkiste unter seinem Bett aufbewahrte. Einmal, als der junge B. im Zimmer heimlich rauchte, kam sein Vater überraschend nach Hause. Schnell wurde die brennende Zigarette unterm Bett in der Zigarrenkiste versteckt. Das Ergebnis kann sich jeder leicht vorstellen. Jedenfalls musste er sich zum nächsten Jahreswechsel neue Knaller besorgen.


Weitere Vorschläge, Bilder, Anekdoten zu diesem Thema sind herzlich willkommen.

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8 Antworten zu Süderbraruper Originale

  1. Klaus Zander sagt:

    Ich kenne Herrn Rahn, so nannten wir ihn als Kinder respektvoll, schon aus der Zeit um 1947 herum. Wir wohnten damals als Flüchtlinge in Baracken in der Angelnstraße. Er wohnte in dem Raum nebenan. Wir verkauften ihm immer Tabaksblätter die wie in irgend einem Garten stibitzt hatten und die wir, um an das „schnelle Geld“ ran zu kommen, auf der Herdplatte schnell getrocknet hatten. Die Zigaretten die aus diesem Tabak hergestellt wurden, müssen scheußlich geschmeckt haben. Er humpelte damals stark, denn er hatte eine ausgeheilte Knochen-TBC am Bein, die er sich in einem KZ zugezogen hatte, wo ihn die Nazis aus rassischen Gründen gesteckt hatten.
    Er ging auch deshalb nicht zu jedem Arzt, da damals in Süderbrarup einige Ärzte eine Praxis hatten, von denen man wußte, dass sie eine SS-Vergangenheit hatten.
    Später wurden wir erneut Nachbarn in der Westenstrasse. Er beliefert uns lesehungrigen Geschöpfe mit den neuesten Ausgaben von Readers Digest, die aber deren Seitenränder aber voll mit Notizen von ihm waren. Die auch aber eifrig mitlas.
    Er kam ursprünglich aus Danzig. Ich könnte noch viel von ihm schreiben. Aber das würden den Rahmen sprengen.
    Viele Grüße an Alle die mich noch kennen.

  2. Michaela Bielke sagt:

    Manchmal erinnert man sich doch noch! Die Haushälterin von „Dr. Schnell “ hieß mit Nachnamen Clausen. Wir Kinder nannten sie „Rotkäppchen“, die nächste Generation „Jimmy-Oma“. Passte ja auch, wegen ihres Aussehens.:)
    Viele Grüße
    Michaela

  3. Horst Hennings sagt:

    Ja Kalli die Erbse wohnt in Hamburg und ist nach Aussagen von Dieter ganz OK.
    Gruß Horst.

  4. Karl Pusch sagt:

    Hallo,
    zu dieser Bohne gab es doch auch eine Erbse, oder?
    Viele Grüße
    Karl Pusch

  5. Horst Hennings sagt:

    Hallo.
    Colombo, richtiger Nahme ist Erwin Möller und er komt von Norderbrarup Flaruperstr.
    das Haus hinter der Alten Schmiede.
    Ich kann auch noch viele nenen zB. Schuster Lorenz Schleswigerstr. war taubstumm und hat in der Meierei/Käserei in Süder gearbeitet. Dann ganz zum Scluß !!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Bohne und seinVater Herr Thomsen.

  6. Michaela Bielke sagt:

    Hallo,
    ich habe da auch einen Vorschlag(oder auch 2).
    Colombo, ich weiß leider nicht seinen richtigen Namen. Er arbeitete beim Angler Hof.
    Und dann wäre da noch die ältere Dame(Namen weiß ich auch nicht!!!), die immer Papier gesammelt hat. Sie hat bei Dr. Lorenzen gearbeitet und trug immer Dirndl. Später hat sie ihr Aussehen grundlegend geändert: Kniebundhosen und Baseballkappe .Von Bürgermeister Hoppe erhielt sie als Geschenk mal einen Greifer zum Müll sammeln.
    Weiß jemand die noch die Namen?
    Viele Grüße
    Michaela

  7. Horst Hennings sagt:

    auch noch zu Oma Kugel.
    Sie kam aus Rurup und war etwas später immer mit Ihre Tochter(so eine magere Krähe)in Süderbrarup mit dem Wachturm unterwegs und standen an den Ecken.
    Grüß Horst.

  8. Horst Hennings sagt:

    Hallo Dieter.
    Denke auch an Walter Boysen auch( Walter Platschnutt) genannt, vom Zeigerettengeschäft Frau Berg ,die Schwester von Kino Berg, in der GroßenStr.
    Gruß Horst.

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