Ein bisschen Kirchengeschichte …

H.N.A. Jensen, seines Zeichens Pastor in Gelting, erstellte 1840  den „Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig“, [Bild nicht gefunden]  clip0001 in der er die verschiedenen Kirchspiele im Landesteil Schleswig beschrieb. Im ersten Band werden die Probsteien Hadersleben, Apenrade mit Lügum-Kloster und Sonderburg im heutigen Nordschleswig abgehandelt, der zweite Band beschäftigt sich mit den Probsteien Tondern, Husum mit Bredstedt und Eiderstedt. Band 3 enthält die Statistiken zu den Probsteien Flensburg, Gottorf und Hütten und schließlich Band 4 Fehmarn sowie die nicht Probsteien-zugehörigen Kirchen (u.a. auch Kappeln).

Alle 4 Bände sind bei books.google.de herunterladbar. Der dritte Band enthält auch einige interessante Passagen über die Kirchspiele Süderbrarup und Loit, die hier in Auszügen nachzulesen sind.

22, 23. Süder-Brarup und Loyt

Diese beiden seit 1670 mit einander in Verbindung gekommenen Kirchspiele liegen längs der Loyter-Au, durch welche sie nördlich und westlich von den Kirchspielen der Struxdorf-Harde abgetrennt werden und sind südlich, südöstlich und östlich von Taarstedt, Ulsnis, Borne und Rabenkirchen umschlossen.

clip0002 Süder-Brarup, das größere Kirchspiel, durchschnitten von einem sandigen Strich Landes, auf welchem namentlich das Kirchdorf liegt, (Syndraebrathorp 1231). Ausser diesem sind hier ursprünglich noch 3 Dörfer mehr gewesen, Brebel (Brethaeböl), Nottfeld (Nutaefellae) und Pleystrup. Letzteres kommt unter dem Namen Plegestorp 1494 und 1549 als zum adl. Gute Gelting gehörig vor mit 5 Hufen, die in der Folge zu Dollrotter Hoffeld gemacht wurden, wo jetzt Parcelenstellen Dollrottfeld, und Kathen Dollrottholz. – Nottfeld hatte 3 Pflüge und ward gleichfalls niedergelegt und zu einem Meierhofe eingerichtet, der zu Lindau gehörte und schon 1598 existirte. Auch hier ist 1784 eine Parcelirung eingetreten, und ausser dem Stammhofe sind daselbst mehre größere und kleinere Parcelen, (zus. 330 T. a 360 Q.R. u. 6 ¼ Schip), unter denen eine Niefeld heißt, 5 Kathen, wovon 2 Kuhholz, und eine Hegereiterwohnung Christianslust. –

Süderbrarup Kirche Von Süder-Brarup ist ausgebaut der Kathenort Holm. – Von Brebel (Gros-Brebel), wozu auch die Hufe Winkelholm gehörig, stammen her die kleineren Stellen zu Klein-Brebel, Brebelholz und Loytstraße. Im Dorfe eine Oberförsterwohnung, in der Nähe Brebelhof, aus 1 ½ Hufen gebildet. – Brebel mit Zubehör bildet einen Schuldistrikt für sich (45 K.), alles übrige gehört zur Schule nach S.-Brarup (139 – 140 K.) Mit den Alt-Gottorfischen Untergehörigen zu S.-Brarup und Brebel sind nun vereinigt die ehemaligen Domcapitelsunterthanen (1 Pfl. In S.-Brarup, 1 in Brebel, ¼ zu Nottfeld), die ehemaligen Lindauer zu Nottfeld, und 1803 die bis dahin adl. Töstruper Stellen in S.-Brarup (1 Pfl.) und Brebel (2 Pfl. sowie die Kathen  zu Klein-Brebel und Loytstraße). Somit unter Jurisdiction der Schlies-Harde 1840: 875 Pers. In 184 Fam.; unter dem adl. Gute Dollrott (wozu ausser Dollrottfeld und Dollrottholz auch 1 Hufe und 4 Kathen in Süderbrarup) 301 Pers. In 70 Fam.; zus. 254 Familien 1176 Seelen. Durchschnittlich Geb. 33, Gest. 23, Cop. 10 P. 1609 bestand das Kirchsp. Nur aus 23 Hufnern und 29 Käthnern, welche 162 ½ Mk. Goldes hatten. Kirchenpflüge jetzt 24, nämlich S.-Br. 11, Brebel 5, die Dollrotter Parc. Für Pleistrup 5 die Lindauer für Nottfeld 3.

kirche_1863 Die Kirche, nach alter Weise von Feldsteinen aufgeführt, mit Schindeldach, ohne Thurm, statt dessen auf dem Kirchhofe ein hölzernes Glockenhaus steht, ist weder ansehnlich noch groß (Schiff 50 F. lang, 36 br.; Chor 24 l. u. br.), doch hat sie seit 1833 eine Orgel. Besondere Merkwürdigkeiten enthält sie nicht. Die Kirche (wahrscheinlich S. Jacobi) hat eine Einnahme von dem bekannten Jahrmarkt, welcher hier gehalten wird.

clip0004 Loyt, eine ganz kleine Gemeine von nur 230 Seelen in 45 Familien.  Die Zahl der Geb. im Durchschnitt 6 bis 7, der Gest. 4 bis 5, der Cop. Etwa 2 Paar. Die Schule des Küsters zählt etwa 40 Kinder. Es gehört hieher nir das einzige Dorf Loyt (Stefferloyt, Stofferloyt, vormals Lauthe) wo 1609 nicht mehr als 10 Bauern und 6 Käthner waren. 1652 wohnten hier 4 fürstl. Hufner und 4 fürstl. Käthner (zur Schlies-Harde), 4 Capitelslansten und 2 dazu gehörige Käthner und 2 Hufner und 1 Käthner zur Vogtei Füsing. Bald darauf entstand aus fürstl. Hufen Loythof, wo 1674 der Königl. Lieutenant Chr. Gottlieb Wardenberg seßhaft war, 1698 Hans v. d. Wisch. Der Hof steht unter dem Obergerichte, und es gehören dazu 5 Kathen und 2 ausgebaute Parcelen.
Die Kirche, auf einer Anhöhe belegen, ist wie die Gemeine nur klein und gewiß ursprünglich nur eine Capelle gewesen. Ein altes Gebäude von Feldsteinen, mit einem hölzernen Glockenhause am Westerende, auf welchem Glockenhause eine Thurmspitze angebracht. Das Chor der Kirche wurde vor einigen Jahren neu erbaut.

clip0005 Der Prediger für beide Gemeinen wird vom Könige unmittelbar ernannt, muß auch Best.- und Intr.-Kosten selber tragen. Dafür ein Mantelopfer von S.-Brarup 25 Rthlr., von Loyt 10 Rthlr. Die Einlösung der Gebäude ist beschafft, und nach 4 Jahren wird auch die Zinsenzahlung aufhören. Die landwirthschaftliche Einrichtung erfordert indessen ziemliche Ausgaben. Die Predigerwohnung in S.-Brarup ist solide gebaut, geräumig und bequem eingerichtet, auch mit den nöthigen Wirtschaftsgebäuden versehen. Es sind 2 gute und obgleich sie nur Sandboden haben, doch recht fruchtbare Gärten beim Hause, südlich und östlich. In letzterem ein kleiner Obstgarten, so wie auch in ersterem mehre Bäume. Ländereien in Süder-Brarup ½ Pflug, 58 Heitsch. Ackerland, wovon etwa 14 gut, 20 mittelmäßig, das übrige sandig und schlecht.

clip0006 Ausser dem Lande sind die Einkünfte folgende: Von Brarup etwa 30 Stieg Eyer, 33 Brodte, um Johannis Buttergebühr von etwa 33 Mk.; Martini 2 ¼ T. Rocken, 3 ¼ T. Gärste, 49 ½ T. Haber; Jacobi 5 Fuder Heu von den Hufnern in Brebel. Die 3 Opfer geben zus. beinahe 300 Mk.; Accidentien verschieden, kommen auch nicht alle ein, etwa 240 – 250 Mk. Von Loyt: 45 Brodte, 5 Stieg Eyer, 10 ¾ Drag Rocken, 10 ¾ Drag Gärste, 29 Drag Haber. Ausserdem von Loythof für alle Lieferungen 29 Mk. 25 ßl. Von den Käthnern 15 magre Gänse; und bei jeder Gans 6 ßl. zu Haber. Butterlieferung 24 Pf. Und an Gelde 1 Mk. 4 ßl. 5 Schinken a 8 Pfd. 4 Faden Holz. Die 4 Opfer zus. 75 Mk. Accidentien etwa 50 Mk. – Steuer 10 Mk. (nach d. K. u. Sch. Alm. 24 Mk. 11 ½ ßl. Nach der Angabe zu 617 Mk. 10 ½ ßl.) W. P. 60 Mk. (Ang. 600 Mk.) Beschwerlich ist die Verwaltung des ziemlich entlegenen Anneres Loyt, wo indessen im Küsterhause für den Prediger eine Stube, und Stallraum für seine Pferde.

Aufgezählt werden jetzt noch die verschiedenen Pastoren, die von Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichts in Süderbrarup tätig waren. Wie kümmerlich die Einkünfte der damaligen Pastoren waren, geht aus einem merkwürdigen Bittbrief hervor, in dem der Pastor von Loit (und damals auch Taarstedt) Joh. Christiani 1578 um die Zuteilung von Böel als dritte Gemeinde bittet, um seine Einkünfte zu verbessern:

Würdiger Herr Doctor, gude Herr Superintendens, gude Fründt!

clip0007 Würdige Herr Doctor. Ick arme unwürdige Dener des göttlichen Wordes wahnhaft tho Leuth, mit Nahmen Johannes Christiani, wünsche Juwe Würden veel Glück unde Heil in Juwem Amte an Lief und Seel tho erholden in Ewigkeit. Unde kan Juwe Würden nich bargen, dat ick arme Re, mi, fa, so, la Johannes Christiani hebbe hier tho Leuth eene Tidtlang gewahnet unde hebbe 5 Söhns unde 3 Döchtern, de willen eten, unde tho Leuth is nich veel: Brod is da nich, Beer is da ock nich, unde de köffte Kruck is bald uth, de alles op eenen Sößling hebben schall, de schall ehn Tügniß geven: Mine Kinder schölen tho Ostenfeld den Lüden under de Föte liggen, beter konden se nu Arbeit dohn.

Darum kann Juwe Würden mie de Karke tho Böel wohl können: truwet Juwe Würden mie 2 Karken tho, so konden Se mie ock wohl de eene darthe truwen. Ick hebbe lange genog twischen Leuth und Taarstede fleuten gahn: latet eenen jungen Lecker ock so lang lopen, denn ick hebbe sowohl tho Studium gestahn als der eener. Jy hebben 900  Mk. binnen Schleßwig, da Juw neen Schnee edder Stoff under de Ogen schleit, wenn jy tho  Karken gahn. Darum mot ick korte Predigen dohn, tweemahl de tein Gebade is genog: wenn de Weg nich so lang wäre, wolde ick den Gloven unde de Sacramenta dartho seggen. Averst Se hebben mie de thein Gebade nimmer bethalet:  wat scholde ick thom Gloven kamen ? doch twischen Midtfasten unde unse leve Fruwen Dach, will ick den Catechismus in de Hast overlopen unde alle Sünde verbeden. Grötet Barbara (conjugem): ick will ehr de Schokke Kreffte (Krebse) schikken tho de 3 Stieg Eyer, welcke södder nich sind gedacht worden.

Datum Leuth den 12 Febr Anno 1578

Dem Würdigen und Gelehrten Herrn Doctor Paul von Eytsen unwürdigem Deener des göttliken Wordes by Hartog Adolph tho Gottorf by de Schly. Minem günstigen Fründ viscere et corde tho Händen fründlich geschreven.

 


Anmerkung:
Das ursprünglich hier gezeigte Foto der Jacobi Kirche aus den 80ern war seitenverkeht. Ich habe es jetzt korrigiert.

Dieser Beitrag wurde unter Süderbrarup abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.